Die Gestaltung der Plakatbilder zum Sommernachtsfest der Thierbach-Musikanten Eichelsee e.V.
Bis zum 45. Sommernachtsfest wurden die Plakatbilder in der Technik des kolorierten Linolschnittes hergestellt.
- Der Entwurf
Das Bild wird zunächst in Originalgröße (72,5 cm : 45,5 cm) auf Transparentpapier entworfen.
Der Entwurf enthält mehrere Teile.
a) Das Bildmotiv
Es zeigt ein prägendes Gebäude aus Eichelsee (Kirche, Festhalle, Gastwirtschaft, Bauernhof) in Kombination mit einem alten landwirtschaftlichen Arbeitsgerät, einem Bildstock oder einem Haustier. Die Personengruppe der Musikanten wird einem Diapositiv – Foto entnommen.
b) Die Hauptüberschrift
Die Worte „Sommernachtsfest in Eichelsee“ werden im Wechsel in auf- und absteigendem Schwung in jeweils anderer Schriftform gestaltet.
c) Weitere Bildinhalte
Auf jedem Bild ist eine Lyra mit der Jahreszahl und die Zahl des Festes in einem Kreisband dargestellt.
d) Der Vierzeilervers
Der untere Teil des Plakates wird von einem Vierzeilervers eingenommen. In heimatlicher Mundart und möglichst launiger Form kommentiert er das Bildmotiv, drückt Musikanten-Weisheiten aus oder lädt zum Feste ein.
e) Der Rand
Das Plakat umgibt ein 4 cm breiter Rand, ornamental gestaltet mit Blumen und Früchten und dem Symboltier einer Ochsenfurter Brauerei. In der Mitte der unteren Randleiste stehen die Namensinitialen des Gestalters. Motiv und Text des Plakates bilden jeweils eine Einheit. Wiederholungen wurden vermieden, so dass jedes Blatt eine Einmaligkeit bleibt.
- Der Linolschnitt
Vom Transparentpapier werden Bilder und Schriften spiegelverkehrt (durch Wenden des Papiers) auf eine Linoleumplatte übertragen. Dazu verwendet man Filmplex – Durchschlagpapier. Die Linoleumplatte muss mindestens 2,5 mm, besser 3 mm stark sein. Nun wird, von außen nach innen fortschreitend, das Plakat mit handelsüblichen Linolmessern aus der Platte geschnitten. Ein geübtes Auge und eine sichere Hand sind für die Feinschattierungen notwendig. Nach dem Schnitt ist ein Handabzug unvermeidlich, um Korrekturen vornehmen zu können.
- Der Druck
Ein differenzierter, gleichmäßiger Schwarz-Weißdruck ist nur mit einer Druckmaschine zu erreichen. Es empfiehlt sich ein nicht zu glattes 240 g-Papier. Nach der Schließung eines Druckereibetriebes in Ochsenfurt und dem Abzug der entsprechenden Maschine, konnte bisher keine alternative Druckmöglichkeit ausfindig gemacht werden.
- Die Farbgebung
Nach dem Druck werden die Blätter von Hand koloriert. Dazu verwendet man Aquarellfarben, sowohl Grundtöne, als auch Mischtöne. Über 20 Farbgebungen sind auf einem einzigen Plakat notwendig. An einem Tag können daher nur fünf Stück bunt gefasst werden. Früher waren bei dieser Arbeit auch Hilfskräfte eingesetzt. Nach der beruflichen Entpflichtung des Gestalters erledigt er diese Tätigkeit allein.
- Die Auflage und Verwendung
Alljährlich wurden bisher etwa 160 Bilder hergestellt. 73 Exemplare werden zur Plakatierung verwendet, etwa 70 Drucke gehen an Liebhaber und Sammler. Der Rest dient als Hallenschmuck oder als Vorrat. Alle Druckstöcke werden sorgfältig aufbewahrt. Die Herstellung der begehrten Bilder zieht sich über drei Monate hin. Allein für das Ausschneiden aus dem Linoleum muss man etwa 60 Stunden ansetzen.
- Der Gestalter
Ideengeber und Plakatgestalter war seit 1970 Gerhard Schwarz, geb. am 25.04.1933, gest. 21.02.2020. Ehemaliger
Volksschullehrer und Hobby-Grafiker.